WRP: Die EFIT bietet seit 2020 im Rahmen von FashionCare ein Hygiene-Monitoring sowie ein Hygiene-Zertifikat für Textilreinigungen an. Warum hat die EFIT dieses Konzept entwickelt ?
Maria Bischoff: Hygiene ist das zweitmeist geschriebene Wort des Jahres 2020. Es ist in der allgemeinen Definition schon immer ein wichtiges Thema gewesen, nicht erst seit Corona. Die Pandemie hat die Welt in eine Krise geführt und krasse Maßnahmen von uns allen gefordert. Das hat auch dazu geführt, dass das Thema Hygiene eine noch nie dagewesene Bedeutung und Aktualität im Leben der Menschen erlangt hat. Vor der Pandemie haben Kunden fraglos angenommen, dass professionelle Textilreinigung gleichbedeutend ist mit dem Wort Hygiene. Seit Frühling 2020 wissen weltweit alle Menschen, dass nachweisbare Hygiene überlebenswichtig geworden ist. So wie bei einem Schnupfen ein Corona-Test gemacht werden muss, um übers Labor nachzuweisen, dass eine Person nicht an Corona erkrankt ist, wurde Hygiene für Textilpflege-Kunden existentiell und ein Sicherheitsthema, dass es für Textilpflegebetriebe mit Labornachweis zu belegen gilt. Unerlässlich ist die Zusammenarbeit mit einem Textilpflegeanbieter mit Hygiene-Zertifikat für Kundschaft aus hygienesensiblen Bereichen, wie etwa Arztpraxen. Leider war im Gegensatz zu den Wäschereien bis heute bei den Textilreinigungen eine Hygiene-Nachweis-Lücke.
In dieser unübersichtlichen Zeit, in der wir seit mehr als einem Jahr leben, gibt FashionCare-geprüfte Hygiene den Textilpflegekunden Sicherheit. EFIT hat die Zeichen der Zeit erkannt. Sofort nach Ausbruch der Pandemie, im Frühjahr und Sommer 2020, wurde FashionCare-geprüfte Hygiene von der EFIT in Zusammenarbeit mit den Hohensteiner Instituten entwickelt. EFIT-Mitgliedsbetriebe haben seit Herbst 2020, zusätzlich zur Qualitätsüberprüfung, die einzigartige Möglichkeit, das Zertifikat FashionCare-Geprüfte Hygiene für die Textilreinigung zu erlangen und durch jährlich Prüfung zu bestätigen. Die ist garantiert durch Auswertungsnachweise der wissenschaftlich anerkannten Labors der Hohensteiner Institute.
WRP: Welche wesentlichen Bestandteile hat das FashionCare-Hygienekonzept ?
Maria Bischoff: Das Konzept gliedert sich in mehrere Bestandteile: Es gibt Aufgaben, die der teilnehmende Textilreinigungsbetrieb übernimmt – zum Beispiel seine Mitarbeiter schulen und einen Hygieneplan einrichten und realisieren etc. Das Hygiene-Monitoring findet mittels FashionCare-HyMo-Box statt, die Auswertung durch Hohenstein oder andere akkreditierte Institute. Schließlich finden jährliche Überprüfungen durch unsere EFIT-Auditoren statt.
WRP: Wie wird das Konzept in einem Betrieb in die Praxis umgesetzt ?
Maria Bischoff: Wenn ein Textilreinigungsbetrieb sich entschieden hat, sich der Hygieneprüfung zu unterziehen, ist zuerst eine Selbstverpflichtungserklärung zu unterschreiben. Damit bestätigt der Reinigungsbetrieb, seine Prozesse auf den Hygieneleitfaden abzustimmen. Daraufhin wird das Personal von den EFIT-Auditoren in die Prozesse eingeschult. Jeder Mitarbeiter ist Teil des Hygienekonzepts, sein Tun entscheidet mit, ob die Hygiene-Prüfbarometer eingehalten werden können. Es geht darum, die täglich beziehungsweise wöchentlich anfallenden Hygienechecks des Hygieneplanes durchzuführen und zu dokumentieren. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass die Bügelüberzüge einmal pro Woche bei 60° C gewaschen sein müssen.
Bei der Qualitäts-Zertifizierung vor Ort überprüfen die Auditoren die Führung der Hygiene-Checklisten. Zum System gehört eine Geräteliste des Betriebes und eine Verfahrensbeschreibung, wie die Prozesse normalerweise ablaufen. Beides wird einmal von den EFIT-Auditoren erstellt und gegebenenfalls angepasst, falls neue Geräte dazu kommen. Stichprobenartig wird mittels Temperaturlogger der Temperaturverlauf des Waschprozesses aufgezeichnet und mit einem Infrarot-Thermometer die Temperatur im Wäschetrockner überprüft.
Ein Kernstück des Konzeptes ist das Monitoring beziehungsweise die Durchführung der Abklatschtests. Dazu wird von Hohenstein die so genannte FashionCare-HyMo-Box, ein kleiner Kunststoffkoffer mit 20 Rodak-Platten angeliefert, inklusive einem Schritt-für-Schritt Plan. Geprüft werden neben dem Ladentisch und den Händen der Mitarbeiter, Arbeitsflächen, Bügeltische, Detachiertisch, Trommelwand und Türgriff der Maschine sowie 12 gereinigte/nassgereinigte und gebügelte Kleider, die zur Auslieferung an den Kunden bereit sind.
Normalerweise ist der EFIT-Auditor beim ersten Test vor Ort und leitet den 1. Prüfprozess, der in 20 Minuten durchgeführt ist. Nun heißt es alles wieder in den kleinen Koffer packen und zusammen mit einem Kühlelement einem Kurier übergeben. Er sorgt dafür, dass die Platten so schnell wie möglich ins Prüflabor zur Auswertung kommen. Textilien, die vom Kunden zur Reinigung gebracht werden, haben in der Regel eine Oberflächenkeimzahl von koloniebildenden Einheiten von 400 je 100 cm². Durch den Prozess der Textilreinigung muss diese Zahl 50 oder keiner sein, damit das FashionCare Hygiene Zertifikat erteilt werden kann.
WRP: Für das FashionCare Hygiene Zertifikat muss auch das Thema Desinfektion im Textilpflegeprozess berücksichtigt werden. Wie wird das realisiert ?
Maria Bischoff: Voraussetzungen für den Prozess in Lösemitteln sind ein Mehrbadverfahren, die Zugabe von einem unterstützenden Verstärker zur Keimreduzierung sowie die Trommeltrocknung zwischen 50 bis 70° Celsius. Wichtig ist dabei natürlich auch die regelmäßige Lösemittelpflege. Das Finishing anschließend muss mit einer Dampftemperatur von 110° C und mehr stattfinden.
Voraussetzungen für den Prozess im Wasser sind die Verwendung von nachweislich desinfizierenden Verfahren sowie der Einsatz einer automatischen Dosiereinrichtung oder Protokollierung der Dosierung. Die Trommeltrocknung sollte mit Temperaturen zwischen 50 bis 100° Celsius stattfinden, die Dampftemperatur im Finishingprozess ebenfalls bei 110° und mehr liegen.
WRP: Gibt es Voraussetzungen, die eine Textilreinigung erfüllen muss, wenn sie mitmachen will ?
Maria Bischoff: Eine EFIT-Mitgliedschaft ist nicht Voraussetzung. Für unser Konzept kann sich jeder Textilpflegebetrieb bei der EFIT-Geschäftsstelle anmelden. Der Verband Textilpflege Schweiz beispielsweise hat entschieden, FashionCare geprüfte Hygiene ihren Mitgliedern zu empfehlen und übernimmt für jeden teilnehmenden Textilreinigungsbetrieb, der Verbandsmitglied ist, die Hälfte der Kosten.
WRP: In der Schweiz arbeiten mit diesem Konzept bereits mehrere Textilreinigungen. Wie sind die Erfahrungen damit ?
Maria Bischoff: Das Hygienekonzept von EFIT ist eine Kombination von Eigenkontrolle und Fremdkontrolle, dass gut strukturiert ist und ohne großen zeitlichen Mehraufwand des Personals durchgeführt wird. Das wird von den Mitarbeiterteams gut angenommen. Zudem baut es Vertrauen und Sicherheit auf, sowohl bei Mitarbeitern wie bei Kunden. Das ist sehr wichtig für den Neustart in die Post-Corona-Zeit, in der es gilt, die Umsatzzahlen wieder hochzubringen.
WRP: Warum haben sich diese Betriebe in der Schweiz entschlossen, das FashionCare-Hygienekonzept einzusetzen ?
Maria Bischoff: Auch wenn in der Schweiz ein weniger harter und langanhaltender Lockdown verfügt wurde, leiden die Textilpflegebetriebe sehr unter einem Auftragsrückgang, besonders seit Oktober 2020. Die derzeitige Krise wird die Kundenströme neu aufmischen, so das Credo vieler in der Wirtschaft. Der Kampf um das eigene Stück Kuchen wird wieder neu geführt werden müssen. Neue, verlässliche und stichhaltige Argumente, wie „FashionCare-geprüfte Hygiene“ helfen den Textilreinigungen, dass der Verbraucher mit demnächst möglicherweise eher knapper werdendem Budget weiterhin und hoffentlich vermehrt Geld für Textilpflege ausgeben wird.